Meine Freundin leidet unter Bulimie

#1
Hallo zusammen,

also ich bin neu hier. Soviel schon mal vorweg. Wie der Titel schon verrät, leidet meine Freundin an Bulimie. Mittlerweile schon seit 2 Jahren. Sie hat es mir auch schon zu Beginn unserer Beziehung mitgeteilt gehabt. Sie ist zur Zeit in Einzel-Therapie. Im Grunde genommen möchte ich wissen, ob ich ihr irgendwie helfen könnte. Oder soll ich sie einfach versuchen lassen ihr Problem alleine in den Griff zu bekommen ? Sie weiß, dass sie mit mir darüber reden kann. Habe ihr das angeboten. Oder denkt ihr, wenn sie das wirklich wollen würde, dass sie dann auch kommen würde ? Oder sich eben doch letztendlich nicht getraut ? Ich bekomme von ihrer Krankheit eigentlich nichts Größeres mit. Außer letzt habe ich sie zufällig beim Erbrechen gehört. Und dabei gingen mir soviele Gedanken durch den Kopf, wie ich ihr denn bloß helfen könnte... Ich hoffe, ihr könnt mir vielleicht ein paar Tipps geben, wie ich mich verhalten könnte... Danke schon mal für die Antworten ...

Saint

#2
Hallo Saint!
Ich weiß nicht wirklich, wie du ihr helfen könntest. Jeder von uns hat irgendeine macke, bei ihr ist´s eben diese.
Du kannsst versuchen, "farbe" in ihr leben zu bringen, um sie auf andere, als auf autoaggressive, gedanken zu bringen.
Mit druck und liebesentzug wirst du wenig erreichen, außer dass sie die distanz sucht.
Wenn sie phasen hat, in denen sie "trocken" ist, beobachte sie und versuche, sie positiv zu beeinflussen. Gewisse sachen(eigentlich alle) gelingen ohne bulimie besser. Es geht einfach zu viel (lebens-)energie die kloschüssel runter.
Ich weiß nicht, wie weit es bei ihr schon fortgeschritten ist, aber deftige zahnarztrechnungen und medikamentenkosten tun dann irgendwann ein weiteres, um sie für den "luxus" zu "bestrafen".
Sprich ab und zu mit ihr darüber, mach´es ja nicht zum beherrschenden thema!!!
Ich bin übrigens seit so ungefähr zwanzig jahren bulimiker - du siehst, es gibt auch einige wenige der männliche darunter.
Irgendwie ist´s mit der bulimie, wie mit dem alkohol: du bleibst dein leben lang bulimiker, momentan, seit ungefähr einem halben jahr, bin ich bis auf einige, wenige rückfälle "trocken". Geschafft alleine, ein wenig auch mit Hilfe meiner lieben frau.
lG, Gert

#3
Hallo gertl !

Vielen vielen dank für die rasche Antwort. Ich finde es gut, von einer Person die Antwort zu bekommen, die selbst mit dieser "Krankheit" tag täglich umgehen muss. Denn so bekomm ich eine Antwort, die genau auf meine Frage abgezielt hat, z. B. wie und ob ich mit ihr darüber soll. Also danke für die Auskunft, dass es nicht zum Hauptthema gemacht werden soll, aber trotzdem ab und an darüber geredet werden soll. Um ehrlich zu sein, hab ich das auch die ganze Zeit über gemacht und nur in "günstigen" Stunden mit meiner Freundin darüber gesprochen. Aber die "Phasen", die Du beschrieben hast, kommen mir sehr bekannt vor. Deswegen ist es manchmal wirklich schwierig damit umzugehen, da ich sie ja auch nicht unter Druck setzen will, was mit Sicherheit die falsche Methode ist. Auch wenn mir diese "Phasen" manchmal doch recht zu schaffen machen, da ich einfach nicht weiß, was ihr gerade durch den Kopf geht und ich ihr doch gerne helfen möchte, sind es dann immer wieder die schönen Momente mit ihr, die mich absolut für ihre "Macke" entschädigen. Letzt hat sie mir erzählt, dass sie in ihrer Therapie auch über mich gesprochen hat. Und sie hat mir das so versucht zu erklären, dass sie dort ein Rollenspiel gemacht haben. Und die Bulimie wehrt sich im Grunde genommen gegen mich, weil ich "ihr gut tu". Und das wär unter anderem ein Grund für manch eine Phase, in der sie nicht sehr gesprächig und eher abgeneigt ist.

Nach außen hin ist sie absolut positiv eingestellt, kennt viele Leute und eigentlich alle mögen sie sehr sehr gerne. Und ihr Aussehen ist wirklich schön. Ich weiß, das klingt vielleicht etwas subjektiv, aber es haben meine Ansicht auch schon viele bestätigt. Deswegen bin ich auch verwirrt, weil ich nicht weiß, was der Grund für ihre Krankheit sein könnte. Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn irgendwer meine Aussagen bestätigen, bzw. für gut oder schlecht heißen würde.

Danke ... Saint

#4
Hallo Saint!
Ich habe hier von Kendra im Winter einen Buchtip bekommen: Die Glücksformel, von Stefan Klein. Im www unter www.gluecksformel.de kannst du ja ein wenig reinschmökern. Es hat mir sehr geholfen, Suchtmechanismen zu verstehen.
Mit Therapie und Selbsthilfegruppen habe ich keine Erfahrungen; wenn es etwas hilft, super. Meiner Meinung nach sind Psychologen ärger als Tierärzte, die ich nach Möglichkeit meide.(Der kränkste Hund ist der beste Hund, weil er am meisten Knete bringt.)
im Endeffekt reduziert sich das "Spiel" darauf, dass ich selbst damit angefangen habe und es auch in der Hand habe, damit wieder aufzuhören. *kg mehr oder weniger sind ein guter Aufhänger, im Endeffekt ist es aber immer der Dopaminspiegel, der im Moment des Erbrechens ansteigt und ein gutes Gefühl erzeugt.
Stefan Klein beschreibt eigentlich für jeden begreiflich, um was es sich dreht. Nicht nur bei Bulimikern. Alkoholiker, Fixer und andere Suchtkranke kommen alle aus der selben Ecke. Es geht darum, den Weg zu den guten Gefühlen zu finden. Dauern tun sie immer viel zu kurz...
lG, Gert
P.S.: Vergiss den Grund. Es geht nur darum, dass sie aufhört. Schwer genug.

#5
Hi gertl,

habe mit meiner Freundin gesprochen wegen dem Buch. Das hatte sie auch schon mal von Ihrem Vater bekommen. Sie wird es mir mal ausleihen, wenn sie wieder aus ihrem "Urlaub" zurück ist, am kommenden Freitag. Hoffe, das Buch hilft mir sie ein wenig besser verstehen zu lernen...
Vielen Dank.

Saint
cron