Hallo zusammen,
wie sicherlich viele andere unter euch bekomme ich von meiner Thera "Hausaufgaben" aufgegeben. Diese Woche ist es die Grenzverletzung über die ich nachdenken soll. Ich hol mal etwas weiter aus:
In der letzten Therastunde habe ich ihr gesagt, dass ich sauer auf sie war, sie sogar absolut "blöd" fand. (Es ging um etwas was sie über mich gesagt hatte und womit ich nicht einverstanden war und trotzdem fragte ich mich tagelang ob sie nicht vielleicht doch recht haben könnte.) Natürlich fragte sie mich nach dem Warum. Meine Antwort darauf: "Weil Sie mich dazu bringen über Dinge nachzudenken über die nicht nachdenken will." Daraufhin sagte sie sinngemäß, dass es ein Problem von ihr wäre. Auf der einen Seite bringt sie Menschen schnell dazu auf den Knackpunkt zu stoßen, auf der anderen Seite schießt sie manchmal über das Ziel hinaus und überrennt die persönlichen Grenzen ihrer Patienten.
Seit Tagen überlege ich hin und her wo meine Grenze ist oder wo ich sie vermute. Und ich muss gestehen, dass ich absolut keine Ahnung habe. Meine Thera sagte mir bereits, dass ich höchstwahrscheinlich zu keinem eindeutigen Ergebnis kommen werde aber ich finde nicht einmal einen Anhaltspunkt, an dem ich meine Gedanken weiterspinnen könnte.
Wenn man es ganz genau nimmt, kann man ja die ganze Therapie als Grenzverletzung sehen, da ich (wir) durch die ES die Gefühle und Gedanken unterdrücke, über die ich nicht nachdenken möchte. Aber da ich mich für eine Therapie entschieden habe, habe ich doch der Thera erlaubt meine Grenzen zu verletzen, oder nicht?
Meine eigentliche Frage an Euch ist aber wo Ihr Eure Grenzen zieht, vor allem bezogen auf die Therapie? Und woran erkennt ihr das sie übertreten werden?
Verflixt und zugenäht, mich klar und deutlich auszudrücken ist definitiv nicht meine Stärke, aber ich hoffe Ihr habt mich trotzdem verstanden.
lg Matinka
#2
Hi Matinka,
Deine Frage kann ich sehr gut verstehen! Ich frage mich selbst oft in der letzten Zeit, wo denn eigentlich meine Grenze liegt!? Ich denke, das ist sehr schwer rauszufinden, und ich habe den Eindruck, je mehr man darüber grübelt, desto mehr verschwindet die Möglichkeit, die Grenze wirklich festzustellen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es manchmal besser, ist, eine Frage erstmal ruhen zu lassen, sich nicht so viele Gedanken zu machen und erst mal abzuwarten. Vielleicht hast Du in ein paar Tagen dann mehr Klarheit zu Deiner Frage, da Du vielleicht eher Deine Gefühle dazu wahrnimmst. Ich glaube, innerlich weiß oder fühlt man sehr genau, wo seine eigene persönliche Grenze liegt, es ist nur oftmals ein Problem, diese Grenze auch zu akzeptieren. Schließlich willst Du etwas ändern, hast Dich in Thera begeben, also lässt Du damit ja zu, dass Du eine Grenze übertrittst. Hör "einfach" auf Dein Gefühl. Ich finde, alleine die Tatsache, dass Du Dir die Frage so bewusst stellt, zeigt schon, dass Du waahrscheinlich noch gar nicht an Deiner wirklichen Grenze angelangt bist, sondern wahrscheinlich noch viel viel mehr kannst. Dass das nicht einfach ist ist klar. Aber wenn Du wirklich jetzt "schon" an Deiner Grenze wärst, dann würdest Du gar nicht mehr über die Frage nachdenken, sondern es wegschieben. Und dann wäre die Sache auch schon erledigt. Du aber setzt Dich damit auseinander...das alles wird Dich schon in die richtige Richtung schieben. Vielleicht ist Deine Grenze wirklich noch weiter weg als Du vielleicht ahnst, es ist nur halt immer verdammt schwer, damit auch umzugehen. Und sich die Gedanken einzugestehen. So wie Du schreibst, Du fandest sie "blöd" weil sie Dich dazu bringt über Dinge nachzudenken, die unangenehm sind. Aber scheinbar hast Du ja dennoch die Bereitschaft, Dich diesen unangeehmen Dingen zu stellen, sonst würdest Du Dir jetzt keine Gedanken machen. Also bist Du sicherlich auf dem richtigen Weg! Ich drücke Dir auf jeden Fall ganz fest die Daumen!!!
Und hoffe, dass Du das hier irgendwie verstanden hast...es ist nämlich auch nicht gerade meine Stärke, sowas rüberzubringen
lg
Susi
Deine Frage kann ich sehr gut verstehen! Ich frage mich selbst oft in der letzten Zeit, wo denn eigentlich meine Grenze liegt!? Ich denke, das ist sehr schwer rauszufinden, und ich habe den Eindruck, je mehr man darüber grübelt, desto mehr verschwindet die Möglichkeit, die Grenze wirklich festzustellen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es manchmal besser, ist, eine Frage erstmal ruhen zu lassen, sich nicht so viele Gedanken zu machen und erst mal abzuwarten. Vielleicht hast Du in ein paar Tagen dann mehr Klarheit zu Deiner Frage, da Du vielleicht eher Deine Gefühle dazu wahrnimmst. Ich glaube, innerlich weiß oder fühlt man sehr genau, wo seine eigene persönliche Grenze liegt, es ist nur oftmals ein Problem, diese Grenze auch zu akzeptieren. Schließlich willst Du etwas ändern, hast Dich in Thera begeben, also lässt Du damit ja zu, dass Du eine Grenze übertrittst. Hör "einfach" auf Dein Gefühl. Ich finde, alleine die Tatsache, dass Du Dir die Frage so bewusst stellt, zeigt schon, dass Du waahrscheinlich noch gar nicht an Deiner wirklichen Grenze angelangt bist, sondern wahrscheinlich noch viel viel mehr kannst. Dass das nicht einfach ist ist klar. Aber wenn Du wirklich jetzt "schon" an Deiner Grenze wärst, dann würdest Du gar nicht mehr über die Frage nachdenken, sondern es wegschieben. Und dann wäre die Sache auch schon erledigt. Du aber setzt Dich damit auseinander...das alles wird Dich schon in die richtige Richtung schieben. Vielleicht ist Deine Grenze wirklich noch weiter weg als Du vielleicht ahnst, es ist nur halt immer verdammt schwer, damit auch umzugehen. Und sich die Gedanken einzugestehen. So wie Du schreibst, Du fandest sie "blöd" weil sie Dich dazu bringt über Dinge nachzudenken, die unangenehm sind. Aber scheinbar hast Du ja dennoch die Bereitschaft, Dich diesen unangeehmen Dingen zu stellen, sonst würdest Du Dir jetzt keine Gedanken machen. Also bist Du sicherlich auf dem richtigen Weg! Ich drücke Dir auf jeden Fall ganz fest die Daumen!!!


lg
Susi
#3
die grenze ist wie ein schutzkreis der sich um uns legt und mit der bulimie wird der immer größer und wird zum überdimensionalen schutzpolster. wer uns jetzt zu nahe kommt, verliert.
#4
Glaubst Du wirklich, dass jeder unweigerlich verliert, der sich in solchen Momenten nähert? Ich habe eher das Gefühl, dass man es oftmals zuerst zwar abblockt und auch als absolute Grenze empfindet, aber innerlich kommt man vielleicht doch immer ein kleines Stückchen weiter. Zumindest hoffe ich das 

#5
ich glaube, dass ich im laufe der zeit die fähigkeit verloren habe, meine grenzen zu erkennen - irgendwann sagt mir zwar mein körper, dass es nicht mehr geht, aber es ist ja nicht sinn und zweck, die grenzen erst durch einen nervenzusammenbruch, durch komplette überarbeitung oder durch körperliche schäden zu erkennen.
ich habe eigentlich in allen lebensbereichen abgrenzungsschwierigkeiten. das beginnt bei der arbeit. was darf von meinem privatleben mit? - ich kann mich durch private schwierigkeiten unheimlich in meiner arbeit behindern. das widerspricht dann wieder meinem perfektionswahn, denn wenn ich schon arbeite, muss es auch (sehr) gut sein.
umgekehrt nehme ich aber viel von meiner arbeit mit hinein in meine freizeit - eine wirkliche entspannung ist nur schwer möglich und wenn dann brauche ich tage, um loslassen zu können.
ich tu mich aber auch schwer, zu erkennen, wo die grenzen meiner mitmenschen sind. gerade in meinen beziehungen neige ich dazu mich 'aufzulösen'. meine grenzen verschwimmen dann so mit denen meines partners - bis irgendwann der letzte rest meiner eigenen bedürfnisse sich zu wehren beginnt.
ich glaube schon, dass grenzen immer wieder überschritten werden müssen, nur so passiert entwicklung. und sicher ist irgendwann einmal schluss. entwicklungen sind etwas ganz großes und sie bewirken unheimlich viel im eigenen körper, in der eigenen persönlichkeit. nur ist es wichtig, damit entsprechend umgehen zu lernen. schließlich lässt man sich hier auf etwas ein, dessen ausgang man nicht 100% vorhersagen kann.
in der therapie kommen immer wieder grenzüberschreitungen vor. das muss ja sein. die bulimie ist sicher ein schutz, eine methode mit den grenzüberschreitungen oder -verletzungen umzugehen. deine therapeutin geht ganz bewusst mit den grenzen um und sie kann dir auf diese weise helfen, mit den überschreitungen besser (ANDERS) klar zu kommen.
lg, jill
ich habe eigentlich in allen lebensbereichen abgrenzungsschwierigkeiten. das beginnt bei der arbeit. was darf von meinem privatleben mit? - ich kann mich durch private schwierigkeiten unheimlich in meiner arbeit behindern. das widerspricht dann wieder meinem perfektionswahn, denn wenn ich schon arbeite, muss es auch (sehr) gut sein.
umgekehrt nehme ich aber viel von meiner arbeit mit hinein in meine freizeit - eine wirkliche entspannung ist nur schwer möglich und wenn dann brauche ich tage, um loslassen zu können.
ich tu mich aber auch schwer, zu erkennen, wo die grenzen meiner mitmenschen sind. gerade in meinen beziehungen neige ich dazu mich 'aufzulösen'. meine grenzen verschwimmen dann so mit denen meines partners - bis irgendwann der letzte rest meiner eigenen bedürfnisse sich zu wehren beginnt.
ich glaube schon, dass grenzen immer wieder überschritten werden müssen, nur so passiert entwicklung. und sicher ist irgendwann einmal schluss. entwicklungen sind etwas ganz großes und sie bewirken unheimlich viel im eigenen körper, in der eigenen persönlichkeit. nur ist es wichtig, damit entsprechend umgehen zu lernen. schließlich lässt man sich hier auf etwas ein, dessen ausgang man nicht 100% vorhersagen kann.
in der therapie kommen immer wieder grenzüberschreitungen vor. das muss ja sein. die bulimie ist sicher ein schutz, eine methode mit den grenzüberschreitungen oder -verletzungen umzugehen. deine therapeutin geht ganz bewusst mit den grenzen um und sie kann dir auf diese weise helfen, mit den überschreitungen besser (ANDERS) klar zu kommen.
lg, jill

#6
Das finde ich auch mal ein sehr interessante Frage!
Ich kann dir auch nicht sagen, wo meine Grenze liegt. Keine Ahnung, zumal wenn das so allgemein gehalten ist.
Ich weiß noch, dass wir in der Klinik mal irgendwie unsere Grenzen mit Ton darstellen sollten und das ging zu dem Zeitpunkt gerade gar nicht, weil ich meine Grenzen gerade eingerissen hatte. Folglich denke ich, dass du ein Stück weit recht hast, wenn du meinst, dass es in der Therapie zu Grenzüberschreitungen kommen kann, obwohl in meinem Fall, ich selbst die Grenze eingerissen hatte. In einem anderen Bild ausgedrückt: Ich hatte mich ziemlich entwurzelt gefühlt und das Ziel war wohl, 'mich in besserem Boden' neu zu pflanzen. Sorry, wenn das verwirrend klingt!
Was ich sehr bedenklich finde ist, wenn du deine Therapeutin als grenzüberschreitend erlebst und sie das auch noch als normal darstellt. Ich mache seit vielen Jahren Therapie und habe durch ambulante Thera, 1 stationären Aufenthalt und versch. Umzüge auch verschiedene Therapeuten gehabt, aber keiner, der mir gut getan hat, wäre je grenzüberschreitend gewesen. Wir hatten auch Differenzen und heftige Auseinandersetzungen. Meine derzeitige Therapeutin hat mich einmal sogar mehr oder weniger gezwungen in die Ambulanz zu gehen, aber sie war selbst dabei nicht grenzüberschreitend. Sie hat sich immer an den Spielraum gehalten, den ich vorgegeben habe.
Wenn das öfter vorkommt mit der Grenzüberschreitung solltest du vielleicht mal nicht nur das fokusieren, sondern überlegen, ob die Therapeutin insgesamt gut für dich ist.
Alles Liebe!
Ich kann dir auch nicht sagen, wo meine Grenze liegt. Keine Ahnung, zumal wenn das so allgemein gehalten ist.
Ich weiß noch, dass wir in der Klinik mal irgendwie unsere Grenzen mit Ton darstellen sollten und das ging zu dem Zeitpunkt gerade gar nicht, weil ich meine Grenzen gerade eingerissen hatte. Folglich denke ich, dass du ein Stück weit recht hast, wenn du meinst, dass es in der Therapie zu Grenzüberschreitungen kommen kann, obwohl in meinem Fall, ich selbst die Grenze eingerissen hatte. In einem anderen Bild ausgedrückt: Ich hatte mich ziemlich entwurzelt gefühlt und das Ziel war wohl, 'mich in besserem Boden' neu zu pflanzen. Sorry, wenn das verwirrend klingt!
Was ich sehr bedenklich finde ist, wenn du deine Therapeutin als grenzüberschreitend erlebst und sie das auch noch als normal darstellt. Ich mache seit vielen Jahren Therapie und habe durch ambulante Thera, 1 stationären Aufenthalt und versch. Umzüge auch verschiedene Therapeuten gehabt, aber keiner, der mir gut getan hat, wäre je grenzüberschreitend gewesen. Wir hatten auch Differenzen und heftige Auseinandersetzungen. Meine derzeitige Therapeutin hat mich einmal sogar mehr oder weniger gezwungen in die Ambulanz zu gehen, aber sie war selbst dabei nicht grenzüberschreitend. Sie hat sich immer an den Spielraum gehalten, den ich vorgegeben habe.
Wenn das öfter vorkommt mit der Grenzüberschreitung solltest du vielleicht mal nicht nur das fokusieren, sondern überlegen, ob die Therapeutin insgesamt gut für dich ist.
Alles Liebe!
#7
Hallo Euch allen
und vielen Dank für die wirklich ausführlichen Antworten. Ich hatte leider ganz vergessen das ich noch einen Thread offen habe.
@DesperateSoul
Als das Thema auf die Grenzüberschreitung kam habe ich mich auch gefragt ob ich bei dieser Therapeutin richtig bin. Aber inzwischen bin ich der Überzeugung das ich es bin. Ich fühle mich bei ihr sehr wohl und vertraue ihr. Ich hatte inzischen weitere Sitzungen und ich merke schon nach dieser kurzen Zeit wie sehr sie mir hilft.
@jill
Mir geht es ähnlich wie Dir wenn es zu zwischenmenschlichen Beziehungen kommt. Besonders wenn es um den Partner geht. Da grübel ich ständig in mich hinein ob ich etwas mache weil ICH es möchte oder weil ich glaube das er es möchte. Bin echt beziehungsgestört
@Susi
Die Sache einfach mal ruhen lassen und sich damit später beschäftigen, genau das sagt meine Thera auch immer. Ich bin immer sehr schnell im ab- und verurteilen und gebe neuen Möglichkeiten/Sichtweisen kaum eine Chance. Ich versuche gerade dieses zu ändern, da ich mir durch dieses Denken oft selbst ein Bein stelle und mir viele Möglichkeiten verbaue. Ist aber verflixt schwierig. Wir Menschen sind doch echte Gewohnheitstiere.
@Schloomph
Ich habe eher den Verdacht das wir verlieren und nicht diejenigen die uns zu nahe kommen. Denn ich bin diejenige die Nähe, Wärme und Geborgenheit ablehnt und nicht die Menschen die mir nahe kommen wollen. Denn die können sich ihr wohlfühlen woanders holen.
lg Matinka
und vielen Dank für die wirklich ausführlichen Antworten. Ich hatte leider ganz vergessen das ich noch einen Thread offen habe.
@DesperateSoul
Als das Thema auf die Grenzüberschreitung kam habe ich mich auch gefragt ob ich bei dieser Therapeutin richtig bin. Aber inzwischen bin ich der Überzeugung das ich es bin. Ich fühle mich bei ihr sehr wohl und vertraue ihr. Ich hatte inzischen weitere Sitzungen und ich merke schon nach dieser kurzen Zeit wie sehr sie mir hilft.
@jill
Mir geht es ähnlich wie Dir wenn es zu zwischenmenschlichen Beziehungen kommt. Besonders wenn es um den Partner geht. Da grübel ich ständig in mich hinein ob ich etwas mache weil ICH es möchte oder weil ich glaube das er es möchte. Bin echt beziehungsgestört

@Susi
Die Sache einfach mal ruhen lassen und sich damit später beschäftigen, genau das sagt meine Thera auch immer. Ich bin immer sehr schnell im ab- und verurteilen und gebe neuen Möglichkeiten/Sichtweisen kaum eine Chance. Ich versuche gerade dieses zu ändern, da ich mir durch dieses Denken oft selbst ein Bein stelle und mir viele Möglichkeiten verbaue. Ist aber verflixt schwierig. Wir Menschen sind doch echte Gewohnheitstiere.
@Schloomph
Ich habe eher den Verdacht das wir verlieren und nicht diejenigen die uns zu nahe kommen. Denn ich bin diejenige die Nähe, Wärme und Geborgenheit ablehnt und nicht die Menschen die mir nahe kommen wollen. Denn die können sich ihr wohlfühlen woanders holen.
lg Matinka