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Kontrolle beim Kochen

Verfasst: So Feb 19, 2012 15:39
von lagom
Mir geht nun schon länger etwas im Kopf rum. Es hat zwar nicht direkt mit der Bulimie zu tun, aber ist wohl irgendwie doch ein wenig essgestört.

Und zwar geht es um folgendes. Mein Freund und ich kochen und essen beide leidenschaftlich gerne, und wann immer wir zusammen sind, tun wir das auch... Wir haben sogar auch weitgehend den gleichen Geschmack, auch wenn er eher traditioneller kocht wie ich. Ich koche viel mit diversen Gemüsen, Getreide, Linsen, Nüssen, gutem Käse etc. ... er hingegen liebt seine Sahnesauce schon sehr, mit der ich dagegen eher weniger anfangen kann.

Nun ist es aber immer so, dass wenn er etwas kocht, er unmengen Öl und/oder Butter, Vollfett-Sahne, Käse... ranwirft... Selbst wenn es eigentlich eine Gemüsebeilage werden sollte. Mir stehen dann immer die Haare zu Berge. Ich habe ja nichts gegen eine gewisse, in meinen Augen normale Menge Fett. (Beispielsmengen will ich hier ja keine angeben) Diätküche kann mir auch gestohlen bleiben. Ein Auflauf darf gerne auch mit Käse überbachen sein, etc. ... aber dohc bitte nicht Feta+Parmesan+Mozarella+SAhne... :roll: :wink: Es soll halt ausgewogen sein, mich nicht vollkommen platt machen...

Nun ist mein Problem, dass ich das sehr schwer kommunizieren kann. Ich sage dann jeweils was wie: "aah mach doch nicht soo viel Öl..."..."meinst du das braucht wirklich so viel...?" ..."Gib doch besser einfach ein bisschen Brühe dazu"...Und manchmal werde ich im Stress dann auch recht ruppig. Und das tut mir wirklich leid, weil ich ihm eigentlich nicht vorschreiben will, wie er kochen soll.

Das blöde ist dabei: Ich habe halt oft das Gefühl, dass ich weiss, wie man es besser machen würde. :wink: Aber wenn ich jeweils nichts sage, schneidets mir fast den Hals zu, meine gute Laune und mein Appetit sind weg... Und wenn ich etwas sage, komme ich mir selber immer so (ess-) gestört vor. Und er reagiert dann verständlicherweise manchmal auch gereizt und fühlt sich kontrolliert.

Was muss ich ihm meinen Kochstil aufzwängen? Wieso kann ich trotzdem nicht mit seinem okay sein?

Kennt das jemand...? Wie geht ihr damit um? :roll:

Mein Freund war am Wochenende echt toll. Ich hab mal wieder in der Sahnesauce rumgestochert und geschwiegen, mir derweil mehr Salat und puren Reis genommen... Er dann so: "Es schmeckt dir wirklich nicht?" ... und ich hab dann halt wieder mal erklärt, dass mir das so schwer fällt, und wie ich mich dabei fühle, wenn ich ihn kritisiere. Er war dann echt lieb und meinte auch, er würde sich in Zukunft mehr mühe geben, Fettmengen wie ich zu verwenden, ev. auch zu schauen, dass es für mich Alternativen gibt, wenn er Lust auf Sahnegerichte hat... Das ist echt super von ihm. Aber dennoch fühle ich mich noch nicht wirklich gut dabei, in der hinsicht so unentspannt zu sein... :roll:

liebe Grüsse
Lagom

Re: Kontrolle beim Kochen

Verfasst: So Feb 19, 2012 16:15
von Dreamdancer
Hallo lagom,

ich kenne das Problem zwar nicht so, weil ich allein wohne und für mich koche.
Und als ich mal einen Freund hatte, war das jemand, der gar nicht kochen konnte, und habe dann alles so gemacht, wie ich es gern hätte.

Bei meinen Eltern war es auch eher so, dass mein Vater sehr fettreich kocht, obwohl er ziemlich dünn für einen Mann ist, und meine Mutter ging eher sparsam mit Fett um.

Soo schlimm ist Fett auch gar nicht, weil es zwar im ersten Moment sehr kalorienreich zu sein scheint, aber dafür verdaut es ja auch langsamer und hält sehr sehr lange satt, sodass man damit prima Heißhungerattacken vermeiden kann.
Wenn ich gerade mal bulimiefreie Tage habe, verwende ich deshalb auch nicht wenig Fett, mag es, wenn ich zum Beispiel relativ viel Olivenöl verwende. (Viel Fett aus Sahne und Käse mag ich auch nicht so gern.)

In meiner Aupairzeit in Spanien war es so, da wurde ohne Fett gekocht, aber auf dem Tisch stand immer eine große Karaffe mit Olivenöl, und jeder konnte sich selber nach seinem Geschmack drauftun. Da konnte es mir dann auch egal sein, wenn mein Gastvater sein Essen fast in Öl ertränkte, ich konnte ja trotzdem genau die Menge drauftun, die ich für angemessen hielt.

Wäre das nicht auch eine Alternative für euch, die Soßen einfach getrennt auf den Tisch zu stellen?
Klar, bei Aufläufen geht das nicht, aber ich gehe mal nicht davon aus, dass ihr jeden Tag Auflauf macht und alle paar Wochen mal dürfte es doch ok sein, so rational betrachtet, oder?

Ich glaube, wenn man es nicht mag, dass alles extrem fettig ist, dann ist das noch nicht automatisch total gestört, bloß dann, wenn man versucht, jede einzelne Kalorie zu berechnen, und dann durchdreht, weil man die Fettmenge nicht gut einschätzen kann.
Es ist halt eine Sache der Balace, ob es mehr mit dem persönlichen Geschmack zusammenhängt, dass man Gemüse auch pur mag, oder es eben nur um Kontrolle geht.
Und man sollte ja auch nach seinem eigenen Gefühl essen, sich komplett den Essgewohnheiten anderer unterzuordnen ist meiner Meinung nach auch der falsche Weg.

Ich hoffe, ich konnte ein bisschen helfen.

Liebe Grüße!

Re: Kontrolle beim Kochen

Verfasst: So Feb 19, 2012 16:36
von Bibi
Hi Langom,

ich kann das total nachvollziehen. Ich kann anderen auch nur schwer beim Kochen zusehen, geschweige denn den Mund halten, wenn ich es anders machen würde. Ich gehe dann lieber raus und lasse mich vom fertigen Werk überraschen. Spart stress und meistens schmeckt es dann ja trotzdem. Auch wenn ich es anders gemacht hätte.

Was das Fett/Sahneproblem angeht kann man das ja auch anders lösen.
Ich zb. habe gestern Geschnetzeltes gemacht. Da kann man jetzt die soße natürlich zu 100% mit Sahne machen (ich hab da nicht so ein Problem mit) man kann aber auch etwas Sahne und den rest Milch nehmen. Schmeckt genau so gut und ist vielleicht ein Kompromiss für euch? Und das Geschnetzelte ist jetzt nur ein Beispiel. Das lässt sich bei vielem so lösen.

LG
Bibi

Re: Kontrolle beim Kochen

Verfasst: So Feb 19, 2012 17:41
von Nightmare
Ich bin nun mehr der Kalorien-Phobiker, sprich: wenn ich weiß, dass das 'viele Fett' kalorienmäßig noch in meinem 'Darf' liegt, kann ich gut damit leben, auch mal etwas als 'Dickmacker' Verschrienes zu essen.

Vielleicht wäre es dir möglich, wenigstens alles ungefähr abzuzählen (natürlich ist das keine ES-freie Verhaltensweise, aber sie gibt einem eine gewisse Beruhigung durch Kontrollierbarkeit zurück und man kann dann wenigstens das Essen im Anschluss genießen, ohne einen gleich wieder in Schwarz-Weiß-Denken à la "Ich kenne die Kalorien nicht, also ist es ohnehin nicht mehr zu überblicken und damit kann ich mich dann auch gleich dem nächsten FA hingeben" verfallen zu lassen).

Gerade wenn es um den Freund geht, solltest du wirklich eine gewisse Ehrlichkeit an den Tag legen und ihm sagen, dass es dir lieber wäre, wenn du wüsstest, wie sich das, was du da isst, zusammensetzt.

Wenn ich gerade in einer schwierigen Phase bin, esse ich eben nur die von mir zubereiteten Gerichte, was natürlich eine Einschränkung und den ein oder anderen Konflikt bedeutet.

Re: Kontrolle beim Kochen

Verfasst: Di Feb 21, 2012 8:05
von lagom
Hallo!

Danke für eure Antworten!

Ich bin eben auch eine Fettphobikerin per se, ich giesse mir z.B. über viele Speisen noch freiwillig zusätzliches Öl oder gebe Butter drauf, esse regelmässig Schoki etc... Es gibt nur Gerichte, bei denen finde ich es einfach schade, wenn sie mit Fett gekillt werden. Manche Sachen müssen sich für mich halt leicht anfühlen... Und das Wissen, dass das jemand meiner Meinung nach gerade tut, macht mich irgendwie agressiv und traurig. :lol: :roll: Da kommt dann mein Kontrollwahn durch, den ich auf rationaler Ebene eigentlich eindämmen möchte, der aber doch immer wieder durchdrückt. Und das ist das, was sich für mich problematisch anfühlt: Dass ich dann so stark reagiere, wenn jemand etwas in der Art macht, obwohl es doch objektiv für die meisten Personen gar kein Problem ist oder sie es nicht mal bemerken. Diese starke Reaktion ist für mich das gestörte. Wie ihr selber ausführt, ist es nicht automatisch krankhaft, wenn man das Essen lieber ein bisschen leichter macht und mal eine Sahnesauce streckt oder sie ganz weglässt. :wink:

Ich bin echt froh, dass mein Freund letzthin so konstruktiv reagiert hat. Schlussendlich ist die Bevorzugung eines gewissen Kochstils eigentlich auch nciht so viel anders, wie wenn man z.B. keinen Käse oder keine Tomaten mag. Dann muss man halt versuchen, wann möglich, etwas anderes zu essen... :roll:

@ Nightmare: Du schreibst von "schwierigen Phasen". Das habe ich definitiv auch, gute und mühsame Phasen. In den guten esse ich sogar glücklich endsviel Käsefondue. In schlechten fühle ich mich nach Fondue einfach zwei Tage lang scheisse.

Liebe Grüsse
Lagom

Re: Kontrolle beim Kochen

Verfasst: Di Feb 21, 2012 12:11
von hermelin
Lese hier schon die ganze Zeit mit und hab mal eine Verständnisfrage.
Eine Phobie definiert sich doch so, dass man eine Sache extrem ablehnt und in Chemie (haha :D ) haben wir mal gelernt, dass alles, was sich abstößt als -phobisch und alles, was sich anzieht, als -phil bezeichnet wird.
Wenn ihr Fett mögt, müsste es dann doch eigentlich lipophil (fettphil klingt ein kleines bisschen merkwürdig ;) ) heißen, oder?
Soll nicht klugscheißerisch oder so rüberkommen, hab es mich beim Lesen nur gefragt und dachte, nachfragen kann nicht schaden. ;)


Liebe Grüße

Re: Kontrolle beim Kochen

Verfasst: Di Feb 21, 2012 13:21
von Babytigger83
Hallo Ihr Lieben,

diese Situation habe ich auch zuhause. Mein Freund und ich sind im letzten Jahr zusammengezogen. Davor hat er alleine gewohnt und natürlich auch für sich alleine gekocht. Er kann also kochen und hat mich auch bevor wir zusammengezogen sind schon zum Abendessen eingeladen. Es hat immer wirklich gut geschmeckt. Dass sein Essen in der Regel mehr Fett enthält als das, was ich mir normalerweise gemacht habe (ist allerdings auch nicht wirklich schwer) habe ich erwartet und war auch in Ordnung. Nachdem ich aber irgendwann gesehen habe, wieviel Fett in einer einfachen Nudelsoße landet ist mir beinahe der Appetit vergangen. Ich habe das Essen damals zwar trotzdem gegessen (und ja, es hat auch genauso gut geschmeckt wie immer), aber ihm dennoch gesagt, dass ich es für zu viel Fett halte und es mir sehr schwer fällt damit umzugehen. Seitdem hat er etwas weniger Fett in die Pfanne getan und ist vor allem auf Olivenöl anstelle von tierischen Fetten umgestiegen. Ich halte die verwendete Fettmenge zwar nach wie vor für übertrieben, aber ich denke so ab und an darf das dann auch mal sein. Ich versuche es einfach zu genießen, dass ich zwischendurch einfach mal nicht selber kochen muss sondern lecker bekocht werde! :) Meistens bin ich es dann aber doch selber, die den Kochlöffel schwingt. Jeden Tag könnte ich sein Essen denn wohl auch nicht "genießen".

Mein Freund wusste von Beginn an von meiner Krankheit. Wir haben schon sehr oft darüber gesprochen. Es ist meine erste Beziehung in der ich offen mit meiner Krankheit umgehe und ich muss sagen, es tut gut. Mir und auch unserer Beziehung. Immerhin leide ich bereits seit 13 Jahre unter Bulimie und habe einige Erfahrungen sammeln können/müssen. Ich möchte meinen Freund nicht mehr anlügen. Ich möchte keine Heimlichkeiten mehr haben. Es fällt mir zwar auch nicht immer leicht meine "Schwäche" zuzugeben, aber am Ende bin ich immer wieder froh jemanden zu haben, der mich unterstützen kann.

Liebe Grüße!

Re: Kontrolle beim Kochen

Verfasst: Di Feb 21, 2012 13:44
von lagom
Babytigger83 hat geschrieben:Davor hat er alleine gewohnt und natürlich auch für sich alleine gekocht. Er kann also kochen und hat mich auch bevor wir zusammengezogen sind schon zum Abendessen eingeladen. Es hat immer wirklich gut geschmeckt. Dass sein Essen in der Regel mehr Fett enthält als das, was ich mir normalerweise gemacht habe (ist allerdings auch nicht wirklich schwer) habe ich erwartet und war auch in Ordnung. Nachdem ich aber irgendwann gesehen habe, wieviel Fett in einer einfachen Nudelsoße landet ist mir beinahe der Appetit vergangen. Ich habe das Essen damals zwar trotzdem gegessen (und ja, es hat auch genauso gut geschmeckt wie immer), aber ihm dennoch gesagt, dass ich es für zu viel Fett halte und es mir sehr schwer fällt damit umzugehen. Seitdem hat er etwas weniger Fett in die Pfanne getan und ist vor allem auf Olivenöl anstelle von tierischen Fetten umgestiegen. Ich halte die verwendete Fettmenge zwar nach wie vor für übertrieben, aber ich denke so ab und an darf das dann auch mal sein.
Genau das meinte ich!!! :) Du hast es sehr gut ausgedrückt.

Schön, dass ihr euch arangieren konntet.
Lg
Lagom

Re: Kontrolle beim Kochen

Verfasst: Di Feb 21, 2012 13:51
von ICD_F50-3
also ich bin ja da sehr direkt.

ich würd meinem Partner sagen: wenn du für mich kochen willst, dann nur so und so.... weil ich mich schlecht fühle, wenn soviel fett dran ist.

bei meiner Mom könnt ich auch regelmäßig ausrasten, wenn sie kocht.
schmeißt die soch tatsächlich die Spaghetti noch in Fett zum anbraten, damit es bissl knuspriger wird :shock: :?

naja, ich ess das dann einfach nicht.

Re: Kontrolle beim Kochen

Verfasst: Di Feb 21, 2012 16:56
von Starlight57
Hihihiiii DAS kenn ich soooo gut.

Also mein Freund und ich kochen auch sehr häufig zusammen und früher hat mich das sooo fertig gemacht, er nimmt locker einfach mal richtig viel Butter zum Anbraten, weil "das schmeckt doch einfach besser". Und bääh, fettarm mag er gar nicht (er ist eher dünn, isst aber auch normal, heißt, er isst halt einfach wenn er Hunger hat und wenns mal fettiger war, dann hat er eben auch erst wieder später Hunger - genau die Erfahrungen habe ich mittlerweile auch gemacht, wenns das super Käse-Sahne-Essen war, dauerts auch ne ganze Weile bis ich eben wieder Hunger hab, kommt also aufs selbe hinaus).

Ich bin seit ca. 1,5 Jahren clean und esse jetzt wirklich normal, seitdem stört mich das nicht mehr wirklich.

Es ist bei uns jetzt einfach so, dass mal der eine mal der andere die größere Initiative beim Kochen hat und dann macht er es eben so, wie er will. (auch nicht nach Regel, eigentlich mehr nach Lust und Laune, mal hab ich mehr Lust zu kochen und er hilft bissi, mal umgekehrt, das ergbit sich einfach).
Wenn ich koche haue ich jetzt dann nicht die fetten Brocken Butter in die Pfanne, aber wenn er zb. die Sachen anbrät lass ich ihn das machen.
Bin da viel gelassener geworden, was einerseits natürlich daran liegt, dass ich jetzt weiß, dass ich davon nicht sofort fett werde (eigentlich passiert gar nix :wink: ) andererseits ... jeder machts irgendwie anders. Und das ist ja gerade das schöne. Bin auch so ein Typ, der am liebsten ihm sofort das Messer aus der Hand reißen würde, wenn er nur zb. Pilze anders schneidet, als ich es tun würde, aber wir hatten da jetzt schon einige Diskussionen bei denen wir zum Punkt gekommen sind, dass ich auch einfach mal ihn machen lassen muss und er es nicht "falsch" macht, sondern anders. Und es stimmt ja auch. Mein Gott, es macht halt jeder anders und das ist ja nicht schlimm, sondern eigentlich das interessante, oder? Wäre langweilig,wenn wir alle alles gleich machen würden. Ich versuche jetzt einfach den Mund zu halten auch wenn es mir häufig auf der Zunge liegt zu sagen "warum machst du das jetzt so und so, mach es doch so und so, SO macht man das nämlich".
Vllt. liegt es daran, dass wir eh solche Kontrollfreaks sind??


Wie schon gesagt, mitterweile seitdem ich draußen bin, bin ich auch so ein kleines leckermäulchen geworden und unser gemeinsames Motto ist jetzt: Es kann nie genug Käse sein ;)
(.... und wenn ich ehrlich bin, ja es schmeckt halt auch einfach besser :-X) ) Ich bin mittlerweile froh, dass er mir diesen WEg gezeigt hat (und nein ich bin nicht fett davon geworden, sondern im unteren NG :) und wette mit dir, du wirst auch nicht bin dem Fett was er mehr verwendet dick )

Ansonsten finde ich, dass er schon lieb reagiert hat, wenn er dir das anbietet anders zu machen für dich!
Und wenn du aus der ES rauskommst, dann kannst du das vllt auch ohne Stress genießen wie er das macht, da wär ich eher froh einen "Gegenpol" zu haben, auch wenns dich gerade eigentlich total stört.
Stell dir vor, du kommst irgendwann raus aus der ES und willst das LEben und das Essen einfach nur genießen (und wenn du rauskommst, wird das garantiert der Fall sein) und dann ist da dein Freund, der dir sagt, oooh, da musst du jetzt aber drauf achten, dass du nicht zu viel Fett nimmst... wär doch irgendwie blöder oder? :)

Re: Kontrolle beim Kochen

Verfasst: Mi Feb 22, 2012 15:23
von Babytigger83
Hallo Ihr Lieben,

wie geschrieben habe ich mit meinem Freund keine größeren Probleme mehr was das Kochen angeht.

Viel größere Probleme habe ich aber, wenn ich einmal die Woche zu meiner Oma fahre. Es ist im Grunde seit Jahren so, dass ich einmal die Woche bei meiner Oma zum Mittagessen bin. Das habe ich schon zu meinen Schulzeiten gemacht und nun gehe ich mit meinen zwei Kindern noch immer einmal die Woche hin. Meine Oma freut sich immer sehr auf unseren Besuch und möchte natürlich nur das Beste für uns.

Das Beste sieht dann aber leider (also aus meiner Sicht) so aus, dass Sie Unmengen an Fett und Sahne an das Essen kippt. Ein einfacher Gurkensalat wird bei einem Becher Sahne in der Soße schon zu einer echten Herausforderung für mich. Von den fettigen Soßen zum Fleisch nicht zu sprechen. Aber auch hier bemühe ich mich das Essen zu genießen (ich muss auch hier zugeben, dass das Essen einfach gut schmeckt!). Anders als bei meinem Freund kann ich meiner Oma aber nicht sagen, dass ich das für zu fettig halte. Sie hat schon immer so gekocht - ihr ganzes Leben lang. Erschwerend kommt hinzu, dass sie nichts von meiner Essstörung weiß. Als Jugendliche habe ich immer sehr gut gegessen (weshalb ich auch ziemlich pummelig war) und dann eine Diät angefangen. Meine Oma war immer sehr traurifg, wenn ich ihr gutes und mühsam gekochtes Essen hab liegen lassen oder nur eine kleine Probierportion genommen habe. Von Woche zu Woche habe ich quasi immer weniger genommen. Bis ich mir irgendwann habe Ausreden einfallen lassen, damit ich nicht mehr zu ihr gehen musste. Lange Schule, viel zu tun oder was auch immer. Dann kam der Umschwung. Aus meiner anfänglichen Magersucht wurde Bulimie. Ihr hättet das Leuchten in den Augen meiner Oma sehen sollen als ich das erste Mal wieder so richtig zugelangt habe. Ich habe gegessen für zwei und meine Oma war einfach nur glücklich. "Endlich isst Du wieder vernünftig mein Schatz!" "Es macht richtig Lust Dir beim Essen zuzusehen". Warum sie also enttäuschen? Also habe ich die letzten Jahre jede Woche brav bei meiner Oma gegessen und es gleich bei ihr auf der Toilette wieder ausgekotzt. Schade um das gute Essen! Hätte meine Oma jemals mitbekommen, dass ich das Essen nicht einmal zur Haustüre mit hinaus genommen habe, ich denke sie wäre bitter enttäuscht gewesen. Sie hat es zum Glück aber nie gemerkt. :?

Jetzt bin ich seit zwei Wochen "clean" und habe also auch zweimal "normal" bei meiner Oma gegessen. Eine echte Herausforderung. Ja, ich habe sie wieder enttäuscht. Ich habe es in ihrem Gesicht gesehen. Ich habe Magenprobleme habe ich ihr gesagt. Das konnte sie verstehen. Aber was sage ich beim nächsten Mal? Ich weiß es nicht...

Kennt ihr ähnliche Situationen?

Liebe Grüße und viel Kraft!

Re: Kontrolle beim Kochen

Verfasst: Do Feb 23, 2012 16:54
von lagom
@ Starlight:
Wow, du machst das super! :D
Mein Gott, es macht halt jeder anders und das ist ja nicht schlimm, sondern eigentlich das interessante, oder? Wäre langweilig,wenn wir alle alles gleich machen würden. Ich versuche jetzt einfach den Mund zu halten auch wenn es mir häufig auf der Zunge liegt zu sagen "warum machst du das jetzt so und so, mach es doch so und so, SO macht man das nämlich".
Jaa da hast du absolut Recht. :D Ich hoffe, dass ich das bald auch so denken und danach handeln kann. :) Vermutlich hast du wirklich recht - solche Details machen keinen feiss. :) Und er gibt sich ja auch Mühe, Sachen zu kochen, die ich mag.

@ Babytiger:
Das ist ja wirklich eine vertrackste Situation. Ich bin aber der Meinung, dass du für niemanden Essen musst. Du musst niemandem eine Freude machen. Besonders nicht, indem du Portionen isst, die einer Frau deiner Grösse längerfristig nicht bekommen würden. Iss bei deiner Oma, so viel du magst. Vielleicht kannst du es ja auch wegstecken, wenn du einmal die Woche ein wenig reichhaltiger isst? Dafür hast du dann ja sicher am Abend einen kleineren Hunger, so gleicht sich as vermutlich ja aus. :) Aber über deinen Hunger essen musst du nicht!!

Ich finde auch nicht, dass du dafür irgendwelche Ausreden vorbringen musst. Soll sich deine Oma denken, was sie will. Du kannst ihre Kochkünste ja loben, damit sie nicht denkt, es würde dir nicht schmecken. :) Sie wird sich sicher bald daran gewöhnen. Und eigentlich wird ja auch sie abschätzen können, was eine Person deiner Grösse wohl normalerweise Essen würde.

Lass dich von diesem einen wöchentlichen Mittagessen auf keinen Fall zurück in die Bulimie schubsen!!!

toitoitoi.
Lagom

Re: Kontrolle beim Kochen

Verfasst: Do Feb 23, 2012 17:32
von Keiko
Hi lagom und alle anderen :)

Also, ich kann zu dem Thema zwar nicht viel Mehrwert beitragen, aber ich weiß genau, wovon Ihr redet. ;)

Früheres Lieblingsessen von meinem Freund: Kritharaki-Auflauf, also mit so griechischen Nüdelchen. Weitere Zutaten: Hackfleisch (mehr frittiert als angebraten ;) ), zwei Becher Sahne, Feta-Käse, Mozzarella, Pizzakäse und Unmengen an Gyros-Gewürz. Schweinemedaillons verpackt er in Speck und Gorgonzola und überbackt sie nochmal mit doppelt Käse. Selbst Frikadellen gibt's nur überbacken. Und wenn was anzubraten droht, dreht er die Hitze nicht runter, sondern kippt nochmal 'nen halben Liter Öl nach. :lol:

Früher, in eher restriktiven Phasen, hat mir das auch Probleme bereitet. Konnte ihm gar nicht beim Kochen zugucken. ;) Inzwischen esse ich schon einige Zeit kein Fleisch mehr, was unsere gemeinsame Kochkultur eh etwas verändert hat, aber wir kochen trotzdem noch gerne und viel zusammen - ohne Fleisch (oder eben in einer Extrapfanne), aber dafür lass ich ihm freie Hand, was Saucen usw. angeht. Er ist einfach besser im Würzen und Verfeinern. Auch wenn ich es lieber etwas leichter mag (tatsächlich schon rein geschmacklich; schon als Kind mochte ich keine frittierten Sachen, keine Pommes und keine Pfannkuchen, wenn zu viel Öl in der Pfanne war), muss ich halt akzeptieren, dass er gerne fettig kocht und es anders eben nicht mag. Und kugelrund bin ich davon auch noch nicht geworden. ;) Hilft also wirklich beim Angstabbau, ähnlich, wie Starlight das geschildert hat.

Liebe Grüße
Keiko