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von jen
liebe hope!
als erstes bekommst du gedanklich mal eine ganz liebe, herzliche umarmung von mir - solange du möchtest, erst dann lass ich dich wieder los...
ich bin unglaublich stolz auf dich, dass es nun doch noch einmal versucht hast und den erneuten schritt in die klinik gewagt hast. das ist ein ziemliches zeichen von stärke. du nimmst die bulimie nicht mehr hin, du willst aktiv dagegen ankämpfen. du bist auf dem richtigen weg....
aus eigener erfahrung weiß ich, wie es ist, wenn man sich plötzlich nicht mehr ablenken kann. mit einem mal wird einem klar, wie lange man sich selbst verleugnet hat, wie lange man vor sich selbst davon gelaufen ist. nämlich einfach viel zu lange. freu dich darüber, dass du jetzt dazu gezwungen bist, mit dir alleine zu sein, stehen zu bleiben, und nicht wieder vor den problemen davon zu hetzen. das ist der anfang, der grundstein, um überhaupt gesund werden zu können.
ich kann auch sehr gut nachvollziehen, wie du dich fühlst, wenn du mitansehen musst, dass andere dauernd besuch bekommen. doch versuch es aus einer anderen perspektive zu sehen: du kannst dich jetzt voll und ganz auf dich konzentrieren. und wenn du dich danach sehnst, dass dich auch mal jemand in den arm nimmt, dann sag es doch einfach. natürlich, das ist nicht so leicht, aber deine zimmernachbarin zum beispiel kann dir doch bestimmt ein halt sein, oder? und manchmal trauen sich die anderen nicht, näher auf einen zuzugehen, weil man unbewusst diese angst, ausstrahlt, nähe zuzulassen, verletzt zu werden, und das wiederum bei den anderen unsicherheit auslöst. vielleicht kannst du jetzt in der klinik ein paar freundschaften knüpfen? gerade in einer klinik, in der es jedem nicht wirklich gut geht, ist es leichter, jemand anzusprechen. versuch es mal. und bitte darum, dass dich mal jemand in den arm nimmt. das wird bestimmt jeder sehr gerne machen.
ich habe ja schon oft beiträge von dir gelesen und mich auch schon im chat mit dir unterhalten. und was mir dabei immer aufgefallen ist, ist das verhältnis, dass du zu deiner mutter hast. auf der einen seite klingt da sehr viel hass und wut heraus, auf der anderen seite klammerst du dich aber noch sehr an sie, sehnst dich nach der liebe von íhr, die du scheinbar nie bekommen hast. du solltest in der hinsicht klare verhältnisse schaffen. entweder, du wühlst das alles nochmal auf und sprichst mithilfe der therapeuten nochmal mit ihr, oder du versuchst, loszulassen und dein eigenes leben zu leben. natürlich, es ist deine mutter, aber jetzt geht es um dich, um dein leben, das alleine du in die hand nehmen kannst - unabhängig von deiner mutter.
wie ist die klinik sonst so? in welcher bist du eigentlich?
ich wünsche dir jedenfalls noch viel, viel kraft und durchhaltvermögen. und vor allem einen unbändigen willen, wieder gesund zu werden.
ich glaube an dich, meine liebe, du kannst das schaffen!
drück dich ganz dolle,
deine jen